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Fertilitätsstörungen beim Mann

Die andrologische Untersuchung


Man spricht von  Infertilität eines Paares, wenn es innerhalb  eines  Jahres  trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht zum Eintritt einer Schwangerschaft gekommen ist.

Bei solchen Paaren weisen 50 – 70% der Männer eine Einschränkung der Zeugungsfähigkeit auf und sollten daher eingehend vom Männerarzt (Androloge) untersucht werden.

Für manche dieser Fertilitätsstörungen  konnten wir bereits ein charakteristisches molekulargenetisches
Profil ermitteln (Feig et al., 2007), (Chalmel et al., 2012).

Andrologisches Vorgehen

1. Erhebung der Anamnese

Am Anfang der Behandlung steht eine eingehende Befragung des Patienten im Hinblick auf zurück liegende Ereignisse, die sich negativ auf die Zeugungsfähigkeit ausgewirkt haben könnten. Häufige Ursachen für männliche Fertilitätsstörungen, die sich bereits beim Erstgespräch feststellen lassen, sind:

  • Angeborene Lageanomalien der Hoden („Hodenhochstand“),
  • Entzündungen im Genitalbereich (Hoden-und Nebenhodenentzündungen, Geschlechtskrankheiten),
  • Verletzungen im Genitalbereich,
  • Tumorerkrankungen,
  • Chemotherapie und Bestrahlung,
  • Stoffwechselerkrankungen (Diabetes mellitus Typ I)
     

2. Körperliche Untersuchung

Hierzu gehören:

  • die Ermittlung von Körpergröße und -gewicht,
  • die Bestimmung des Behaarungstyps,
  • die Bestimmung der Hodenvolumina,
  • sowie das Abtasten und  eine Ultraschall-Untersuchung des Hodensack-Inhalts
     

3. Laboruntersuchungen

  • Bestimmung der Sexualhormone
  • Bei gegebener Indikation: Infektionsserologie (insbes. Chlamydien, HIV und Hepatitis B, C)
  • Bei gegebener Indikation: genetische Untersuchungen
     
  • Ejakulatanalyse:
    • Erstellung eines Spermiogramms  nach aktuellen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO-Laborhandbuch 2010, 5. Auflage) und der Bundesärztekammer (RiliBÄK). Die Ejakulatprobe sollte nach einer Karenzzeit von 3-5 Tagen gewonnen werden.
    • Die zu bestimmenden Hauptparameter sind: die Spermienkonzentration und -gesamtzahl, die Motilität (Beweglichkeit) sowie die Morphologie (Form, Gestalt).
    • Bei gegebener Indikation kann die Analyse um mikrobiologische, biochemische und immunologische Parameter sowie um einen Test der Spermien-DNA-Integrität (SDI-Test) erweitert werden. Auch ist gelegentlich ein Test auf chromosomale Fehlverteilungen in den Spermien (Spermien-FISH-Analyse) angezeigt.

Wichtig zu beachten ist: Bei den im aktuellen WHO-Laborhandbuch aufgeführten Referenzwerten für die Hauptparameter handelt es sich nicht um Normal-, sondern um untere Grenzwerte. Sie wurden an einem größeren Kollektiv von Männern ermittelt, die innerhalb eines Jahres eine Schwangerschaft herbeigeführt hatten.
 

4. Therapie

Eine  - wissenschaftlich gesicherte - „rationale“ medikamentöse Therapie gibt es nur für bestimmte Formen des Hormonmangels. Ansonsten sollten sich die therapeutischen Bemühungen  auf die Berücksichtigung bzw. Beseitigung möglicher Störfaktoren konzentrieren, z.B.

  • Sanierung eines Infekts,
  • evtl. längerfristige antientzündliche Behandlung (Spiess et al., 2007),
  • evtl. Korrektur einer Krampfader im Hodensack (Varikozele).


Bei stärkeren Störungen der Zeugungsfähigkeit eröffnen zumeist nur Methoden der assistierten Reproduktion (ICSI, TESE) eine realistische Chance auf Vaterschaft.
 

5. Präventive Schaffung einer Zeugungsreserve (Kryokonservierung)

Auch bei sehr eingeschränkter Ejakulatqualität sowie nach Einfrieren/Auftauen von Spermien  besteht heutzutage die Möglichkeit  für eine erfolgversprechende fortpflanzungsmedizinische Behandlung. Daher bieten wir allen Patienten, bei denen  fertilitätsgefährdende operative oder medikamentöse Behandlungen anstehen, das Einfrieren (Kryokonservierung) von Ejakulat oder Hodengewebe als Zeugungsreserve an.

Dieses Angebot wendet sich insbesondere an Patienten, bei denen eine Chemotherapie, ein Eingriff am Genitale sowie im Bauchbereich (Dickdarm, Blase, Prostata) geplant ist. Die Kosten hierfür müssen aber vom Patienten selbst getragen werden. Die Lagerungsdauer kann vom Patienten frei bestimmt werden.