Eine medikamentöse Therapie ist häufig Teil der Kinderwunsch-Behandlung. Denn je nach Behandlungsmethode kann es notwendig sein, die Reifung der Eizellen anzuregen oder eine Gelbkörperschwäche zu behandeln. Wir möchten Ihnen deshalb einen kurzen Überblick über die in einem solchen Stimulationszyklus am häufigsten verwendeten Medikamente geben.
Clomifencitrat ist ein Wirkstoff, der die Reifung der Eizelle in den Eierstöcken anregt und den Eisprung auslöst. Aufgrund seiner anti-östrogenen Wirkung ähneln seine möglichen Nebenwirkungen den typischen Begleitsymptomen der Wechseljahre: z. B. Hitzewallungen, Kopfschmerzen oder depressive Verstimmungen. Der Wirkstoff wird häufig als „erster Versuch“ vom allgemeinen Gynäkologen verschrieben,auch da er in Tablettenform vorliegt. Er wird oft als erster Wirkstoff beim PCO-Syndrom eingesetzt, um Eisprünge zu fördern. Clomifen sollte jedoch unter ständiger Kontrolle eingenommen werden, da eine höhere Wahrscheinlichkeit von Mehrlingsschwangerschaften besteht.
Der Einsatz von Hormonen als Begleittherapie einer Kinderwunsch-Behandlung ist für Sie prinzipiell ohne Risiko, allerdings sollten Sie Ihren Arzt über eventuelle Grunderkrankungen aufklären. Auch ein familiäres Thromboserisiko sollte bekannt sein. Bitte Besprechen Sie auch Bedenken Ihrerseits, um möglichweise unnötige Sorgen auszuräumen.
Die Hormone FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon) stimulieren die Eierstöcke und werden natürlicherweise in der Hirnanhangdrüse gebildet. Als hoch gereinigte oder synthetisch hergestellte Präparate können diese Wirkstoffe heute von der Patientin selbst ins Unterhautfettgewebe injiziert werden. Die Dosis wird individuell festgelegt und die Therapie durch Ultraschall- und Hormonkontrollen überwacht.
Im Falle von Stimulationszyklen oder im Rahmen einer intrauterinen Insemination wird die Dosis möglichst so gewählt, dass nicht mehr als 2 Follikel reifen, um eine Überstimulation oder Mehrlings-Schwangerschaften zu vermeiden. Im Falle einer künstlichen Befruchtung werden eher 8-10 Follikel angestrebt; daher wird die Dosis hierfür in der Regel höher ausfallen.
Nebenwirkungen sind abhängig von der Dosis und auch von der Antwort der Eierstöcke mit den dadurch gebildeten Hormonspiegeln. Typische, wenn auch nicht sehr häufige Nebenwirkungen sind Müdigkeit, Stimmungsschwankungen, Kopfschmerzen und Übelkeit; außerdem leichtere, menstruationsähnliche Unterbauchschmerzen.
Bei höheren Östrogenspiegeln ist das Risiko von Blutdruckerhöhungen und Thrombosen erhöht. Langzeitkomplikationen sind nicht bekannt, insbesondere scheint das Krebsrisiko nicht erhöht; auch nicht für Brust-oder Eierstockkrebs.
Im Verlauf des natürlichen Zyklus bildet insbesondere der reifende dominante Follikel Östrogene. Ab einem bestimmten, individuell verschiedenen Östrogenspiegel löst die Hirnanhangdrüse durch die kurzzeitige LH-Ausschüttung den Eisprung aus. Unter einer Stimulationsbehandlung werden diese Östrogenspiegel durch das Heranreifen mehrerer Follikel sehr früh erreicht. Um einen vorzeitigen Eisprung zu verhindern, werden sog. GnRH-Antagonisten eingesetzt, die die Ausschüttung der Hormone aus der Hirnanhangdrüse blockieren und so den Eisprung unterdrücken.
Im Gegensatz zu den Antagonisten, die die Hirnanhangdrüse direkt blockieren, führen die Agonisten zu einem zunächst gegenteiligen Effekt: sie lassen die Hirnanhangdrüse schlagartig die Hormone FSH und LH entleeren. Anschliessend sind die Hormonvorräte aufgebraucht, und die Hirnanhangdrüse ist nicht mehr in der Lage, weiteres FSH oder LH auszuschütten. Auch hier liegt dann eine Blockierung der Hypophysenfunktion vor. Diese Agonisten sind schon sehr viel länger bekannt und in der Gynäkologie eingesetzt. Hier vor allem in der Behandlung der Endometriose, weil sie eine längerfristige, reversible Ruhigstellung der Eierstöcke erzielen können. In der Reproduktionsmedizin kann durch den Einsatz der GnRH-Agonisten im Rahmen der Eierstockstimulation ebenfalls ein vorzeitiger Eisprung verhindert werden.
Welches Hormon auch immer von Ihrem Arzt empfohlen wird, bei keinem wurden Langzeitfolgen oder ein erhöhtes Krebsrisiko nachgewiesen. Allein bei Clomifencitrat sollte die Einnahme wegen möglicher Spätfolgen zeitlich begrenzt werden.